Gundermann, der auch Bier und Käse kann

Er gehört zu den alten Heil- und Gewürzpflanzen, der Gundermann und er war früher im Bier statt des Hopfens zu finden genauso wie er statt des Kälberlabs zur Käseherstellung diente. Heute sehen die meisten Menschen im Gundermann, der auch Erdefeu genannt wird, ein lästiges und zähes Unkraut im Garten, jedoch völlig zu Unrecht.

Tatsächlich kann die Pflanze (lat. Glechoma hederacea) bei günstigen Bedingungen einen Garten recht schnell erobern. Den Beinamen Erdefeu erhielt der Gundermann aufgrund seiner Ausbreitung über den Boden, wobei die Pflanze von April bis August wächst. Der Gundermann bleibt über den Winter grün und setzt sein Wachstum im Frühjahr wieder fort. Dabei ist der Gundermann zugleich eine wichtige Pflanze für die Insektenwelt. Hummeln, Pelzbienen, Schwebfliegen, Ameisen und Schmetterlinge besuchen sehr gerne die hübschen kleinen Blüten der Pflanze. Der Nachteil des Gundermann ist sein geringer Wert als Futterpflanze. Für manche Tierarten sind die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe sogar giftig, nicht jedoch für den Menschen, wenn das Kraut nicht gerade Kiloweise roh verschlungen wird. Dem stehen jedoch eben diese Bitterstoffe entgegen, die in kleinen Mengen wunderbar zum Würzen von Salaten und Soßen geeignet sind oder es wird eine Kräuterbutter daraus zubereitet. Ein weiterer alter Beiname des Gundermann ist „Soldatenpetersilie“, wohl weil er früher überall am Wegrand zu finden war, ganz im Gegensatz zur echten Petersilie.

Heilkraut für Germanen, Griechen und Chinesen

Die alten Germanen nutzten den Gundermann unter anderem zur Herstellung von Salben gegen eitrige Wunden und Geschwüre. Daher könnte auch der Name stammen, denn das gotische oder althochdeutsche „Gund“ bedeutet Eiter. Zugleich war der Gundermann eine Zauberpflanze, die in den Augen der Germanen gegen Pest und Hexen wirkte. Der Blick durch ein aus Gundermann gewundenen Kranz erlaubte es, in der Walpurgisnacht Hexen erkennen zu können.

Hildegard von Bingen empfahl die Pflanze als Tee oder Salbe gegen Erschöpfungszustände und sie wurde im Mittelalter eingesetzt, um Vergiftungserscheinungen zu mildern. Bei den alten Griechen stand das Kraut als Medizin gegen eine ganze Reihe von Krankheiten wie:

Noch im 19. Jahrhundert wurde mit dem Gundermann die Lungentuberkulose bekämpft.

Das hängt vermutlich mit der schleimlösenden Wirkung des Krauts zusammen, die ebenso bei Schnupfen ihre Wirkung zeigt. Als Tee wirkt Gundermann harntreibend und zeigt sich positiv für die Niere sowie die Blase.

Am einfachsten lässt sich der Gundermann in Form von Tee einsetzen. Dazu eignen sich sowohl frische wie getrocknete Blätter und Stängel der Pflanze, die sich übrigens auch im Winter an Wegrändern findet, vorzugsweise auf schweren, eher feuchten Böden. Ein Teelöffel fein gehacktes Gundermannkraut in einer Tasse mit heißem Wasser aufgießen und 5 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und in kleinen Schlucken trinken. Zugegeben, eine bittere Angelegenheit, die aber mit etwas Honig abgemildert werden kann.

Zur äußerlichen Anwendung empfiehlt sich das Anrühren einer Salbe mit Gundermann oder das Ansetzen einer Tinktur. Kräuterbäder sind weniger zu empfehlen, weil es meist an ausreichender Menge Gundermann mangelt, um die Inhaltsstoffe wirksam werden zu lassen. Leider ist die Pflanze für die Balkonzucht nicht geeignet, da die Rankenbildung horizontal erfolgt und nicht vertikal. Wer jedoch einen kleinen Garten besitzt, sollte die paar Euro für Samen des Gundermann investieren und im Frühjahr sein Glück versuchen. Gefällt es der Pflanze, bleibt sie und wird freiwillig ihren Platz nicht mehr räumen.

November 2020




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