Kryotherapie – heilende Kälte

Wenn im November und Dezember die ersten richtig kalten Tage und Nächte auftreten, wird das von den meisten Menschen als eher unangenehm empfunden. Die warme Zeit des Frühlings und des Sommers ist aus verständlichen Gründen wesentlich beliebter. Dabei besitzt Kälte, richtig eingesetzt, eine heilende Wirkung. Heute finden sich entsprechende Anwendungen unter dem Begriff Kryotherapie. Dabei hat die klassische Schulmedizin die Komplementärmedizin oder Naturheilkunde adaptiert und erweitert.

Schon der als Urvater der modernen Medizin angesehene Hippokrates nutzte bereit vor rund 2500 Jahren Eiswasser, um damit Blutungen zu stillen oder Fieber zu senken. Der wohl bekannteste Vertreter einer Kältetherapie, zumindest in Deutschland, war der Priester Sebastian Anton Kneipp. Bei seinen Wasserkuren waren kalte Vollbäder ein Teil der Anwendungen und schon 100 Jahre früher stärkte eine andere sehr berühmte Persönlichkeit seine Abwehrkräfte mit Eisbädern, der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe.

Kälte in der modernen Medizin

Während Hippokrates, Kneipp und andere Naturheilkundige noch mit der natürlich erzeugten Kälte therapierten, die sich um den Null-Grad-Bereich herumbewegte, stand der Medizin des 20. Jahrhundert die Technik in Form von Kältemaschinen zur Verfügung, mit deren Hilfe schnell sehr tiefe Temperaturen erzeugt werden konnten. Allerdings wurde der Gedanke, Tiefsttemperaturen für medizinische Zwecke einzusetzen, erst zu Anfang der 1980er-Jahre umgesetzt. Der japanische Arzt Toshima Yamauchi nutzte erstmals eine Kältekammer zur Behandlung rheumatischer Arthritis. Das war der Anfang der GKKT, der Ganzkörperkältetherapie. Der oder die Patientin wird hierbei nacheinander drei Kältestufen ausgesetzt. Zuerst nur Minus 10 Grad, danach Minus 60 Grad und letztlich Minus 110 Grad.

Die Bandbreite der Erkrankungen, die mit einer GKKT behandelt werden können, zieht sich von entzündlichem Rheuma über Arthrose, chronischen Schmerzzuständen, multipler Sklerose, Hauterkrankungen, Gleichgewichtsstörungen, Krankheiten des Immunsystems, Kreislaufstörungen bis zu Depressionen oder der Behandlung des Burnout-Syndroms. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die GKKT bei bestimmten Vorerkrankungen nicht angewendet werden darf. Vor allem Erkrankungen am Herz, der Lunge und den Venen erlauben in den meisten Fällen keine Ganzkörperkältetherapie.

Kälte im Sport – erst Eisbeutel, heute Kältespray

Es muss ja nicht immer die Kältekammer sein. Dass Kälte hilft, wissen zum Beispiel viele Sportler aus eigener Erfahrung. So etwa Fußballer, die sehr oft mit Kniegelenksverletzungen oder verstauchten Knöcheln zu tun haben. Je nach Spielklasse wartet nach Zusammenstößen bereits der Sanitäter oder der Arzt am Spielfeldrand mit dem Kältespray, um die malträtierte Stelle einzusprühen. Medizinisch gesehen ist dies eine sogenannte Kälteanästhesie, eine lokale Betäubung. Die Anwendung von Kältespray im Sport ist nicht unumstritten, weil dem Sportler sehr schnell Schmerzfreiheit vermittelt wird und der Glaube besteht, ohne Folgen weiterspielen zu können, wenn er oder sie nicht vom Mediziner gestoppt wird. Vor der Einführung des Kältesprays im Sport wurden Eisbeutel verwendet, die eine ähnliche Funktion besitzen, nur eben langsamer wirken.

Kryochirurgie – zerstören, um zu heilen

Ein spezielles Feld der medizinischen Kältetechnik ist die Kryochirurgie. Sie findet ihre Anwendung bei der Entfernung von krankhaft verändertem Gewebe. Je nach Verfahren kommen entweder Kältesonden oder direkt eingespritzter Flüssigstickstoff zur Anwendung. Die Temperaturbereiche bewegen sich hierbei von Minus 70 Grad bis Minus 190 Grad. Damit können sich vergleichsweise harmlose Warzen auf der Haut, überschüssiges Narbengewebe, aber auch ganze Tumoren bei Krebserkrankungen entfernen lassen. Durch das Einfrieren wird das Zellgewebe sehr gezielt zerstört und entfernt.

Neben der zerstörenden, aber gleichzeitig heilenden Therapie in der Kryochirurgie ist Kälte aber auch ein Mittel, das an verschiedenen Organen punktgenau eingesetzt wird, um bestimmte Effekte hervorzurufen. So etwa zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen oder zur Entfernung von Augenlinsen bei einem Katarakt und selbst Krampfadern lassen sich mit Kälte einfacher entfernen.

Fazit

Sicher stößt die Kryotherapie in manchen Bereichen auf Kritik, vor allem aufgrund von eventuell auftretenden Gewebeschäden, aber im Großen und Ganzen haben sich die in der Schulmedizin angewandten Methoden der Tiefsttemperaturtherapien- und Verfahren in den wenigen Jahrzehnten, seit es sie gibt, durchaus bewährt. Immerhin hat die Kryotherapie in der naturheilkundlichen Kälte-Medizin ein Vorbild, das schon seit Jahrtausenden hervorragend funktioniert.

Dezember 2018




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